Minden Wolves liefern in Essen eine zweite Halbzeit für die Geschichtsbücher ab. Nach schwachem Start folgen 64 Punkte in nur 24 Minuten. Mit zwei völlig gegensätzlichen Halbzeiten sorgten die Minden Wolves am Wochenende für ein Football-Spektakel der besonderen Art. Beim Regionalliga-Gastspiel bei den Assindia Cardinals lag das Team zur Pause noch mit 0:6 zurück, ehe in Hälfte zwei ein Rekordlauf von insgesamt 64 Punkten folgte. Am Ende stand aus Sicht der Cardinals eine deutliche 12:64-Niederlage (0:0, 6:0, 6:20, 0:44) auf der Anzeigetafel.
Bernado Horevitsch war im Spiel ein Garant für eine gute zweite Hälfte - in der "Heisman-Pose" (Foto: Oliver Jungnitsch)
Magerkost und Hitzeschlacht vor der Pause
Bei Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke und ohne schattenspendende Pavillons taten sich beide Mannschaften schwer. Besonders Minden agierte in der ersten Halbzeit fahrig, fehleranfällig und kam kaum zu nennenswerten Raumgewinnen. In der Offense startete zunächst Nachwuchs-
Quarterback Fabrice Steinbach, der in dieser Phase noch nicht zur Entfaltung kam.
Essens Kicker Darren Quinn sorgte mit zwei erfolgreichen
Fieldgoals für eine verdiente 6:0-Pausenführung der Hausherren. „Die Wolves hatten in den ersten beiden Vierteln ihren Backup Quarterback auf dem Feld. Das haben wir nutzen können“, analysierte Cardinals-Headcoach DJ Anderson. „Dann kam der Starting Quarterback und hat das Spiel verändert.“
Cavanaugh bringt die Wende
Nach dem Seitenwechsel kam bei den Gästen mit Zachary Cavanaugh der etatmäßige Quarterback aufs Feld – und mit ihm die Wende. Binnen dreieinhalb Minuten hatte Minden das Spiel gedreht. Zunächst glich René Lange nach einer
Interception von Pascal Dieth per Lauf aus, anschließend fing Bernardo Horevitch einen Touchdown-Pass von Cavanaugh und Saidani erhöhte per Two-Point-Conversion auf 14:6.
Cavanaugh fand danach Jamil Saidani für den dritten
Touchdown der Gäste, ehe Essen nach zwei Mindener Strafen durch Christopher Mielke noch einmal auf 12:20 verkürzen konnte.
Letztes Viertel: Touchdownfestival der Wolves
Was dann folgte, war eine wahre Punkte-Explosion. Im Schlussviertel erzielte Minden 44 unbeantwortete Punkte – ein neuer Vereinsrekord. Gleich dreimal trug sich Benjamin Freese in die Scorerliste ein, dazu punkteten erneut Saidani, Horevitch und Kevin Neal nach einer Interception mit einem Lauf über das gesamte Feld. Hinzu kamen mehrere erfolgreiche Two-Point-Conversions durch Cavanaugh, Niermeier, Freese und René Lange. Auch Backup-Quarterback Fabrice Steinbach feierte im letzten Viertel mit drei Touchdownpässen ein starkes Comeback und sammelte viel Selbstvertrauen für die kommenden Aufgaben. „So eine zweite Halbzeit habe ich in meiner langen Karriere noch nicht erlebt“, sagte Quarterback Cavanaugh nach Spielende. Auch Headcoach Phil Gamble war trotz des Rekordsiegs nicht nur zufrieden: „Was wir in der ersten Halbzeit gespielt haben, geht nicht. Da fehlten einfach die entscheidenden Prozente. Wir können nicht darauf bauen, dass wir nach der Pause immer so zurückkommen. Dennoch Gratulation für die starke zweite Hälfte. Das erlebt man sicherlich nicht oft.“
Essens Realität: Viele Verletzte, viel Arbeit
Für die Assindia Cardinals bleibt eine bittere Erkenntnis: Gegen einen Gegner mit teils fünf Amerikanern auf dem Feld, die wegen ihres Status ohne A-Lizenz spielen durften, war spätestens nach dem dritten Quarter kein Kraut mehr gewachsen. „64 Punkte in einer Halbzeit zu bekommen, das hätte ich mir nicht träumen lassen“, sagte Anderson. „Jetzt heißt es: Mund abputzen und weiter machen. Das Spiel hat uns gezeigt, wie viel Arbeit uns noch bevorsteht.“ Wegen zahlreicher Ausfälle mussten die Cardinals sogar Defensive-Liner in der
Offensive Line einsetzen. Am kommenden Wochenende hat das Team spielfrei, bevor mit dem Heimspiel gegen die Solingen Paladins ein wichtiges Duell im Abstiegskampf ansteht.
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Scoreboard
Quarter
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1Q
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2Q
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3Q
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4Q
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Final
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Assindia Cardinals
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00
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06
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06
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00
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12
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Minden Wolves
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00
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00
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20
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44
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64
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Oliver Jungnitsch für NRW Football