„Take Me Home, Country Roads“ von John Denver ist seit den NFL-Spielen in München und Frankfurt längst zur inoffiziellen Hymne der deutschen Football-Fans geworden – ein Ritual, das in vielen Stadien zelebriert wird. Auch die mitgereisten Anhänger der Minden Wolves stimmten im letzten Viertel beim Auswärtsspiel in Münster lautstark mit ein. Ihre Freude war berechtigt: Mit einem deutlichen 35:14 (7:0, 7:14, 14:0, 7:0)-Sieg sicherten sich die Wolves nicht nur zwei wichtige Punkte, sondern auch Platz zwei in der Tabelle.
Zach Cavanaugh - Quarterback der Minden Wolves mit Ball (Foto: Minden Wolves)
„Jetzt stehen wir da, wo wir hinwollten – auf Rang zwei. Damit sind wir wie geplant der einzige verbliebene Verfolger der Bielefeld Bulldogs“, freute sich Sportdirektor Volker Krusche nach dem richtungsweisenden Spiel.
Es war eine Partie mit zwei Gesichtern – zumindest auf Seiten der Gäste. In der ersten Halbzeit tat sich Minden schwer, was auch am starken Auftritt der Gastgeber lag. Münster war hervorragend auf den Aufsteiger eingestellt, überzeugte mit variabler Offense und einer physischen Defense-Line. Immer wieder überbrückte Phoenix mit wenigen Spielzügen das Feld und setzte die Wolves unter Druck.
„Wir waren in den ersten beiden Vierteln in vielen Belangen zu langsam. Ich hatte den Jungs gesagt, dass Phoenix nur auf das Momentum wartet“, bilanzierte Headcoach Phil Gamble kritisch – zollte aber auch dem Gegner Respekt.
Dabei hatte die Partie für Minden gut begonnen. Zwar drang Münster früh in die Redzone der Gäste vor, doch die Defense der Wolves hielt in drei Versuchen stand. Auch der anschließende Fieldgoalversuch scheiterte – der Ball klatschte an den Außenpfosten. Im Gegenzug präsentierte sich die Mindener Offense effektiv: Starke Läufe, präzise Catches von Tobias Pauls – der nach seinem Urlaub wieder dabei war und alle Extrapunkte sicher verwandelte –, sowie von RayShon Fletcher, der sich zum echten Fangmonster entwickelt, und kraftvolle Runs von René Lange brachten die Wolves in die Redzone. Dort vollendete Zachary Cavanaugh per Quarterback-Keeper zum 7:0, das bis zum Ende des ersten Viertels Bestand hatte.
Im zweiten Abschnitt bot sich Minden zunächst die Chance zur Führungserhöhung, doch ein weiter Pass auf Pauls wurde wegen einer Strafe zurückgepfiffen. Statt eines möglichen Touchdowns gab es eine 15-Yard-Strafe – und kurz darauf noch mehr Pech: Der Snap zum Punt misslang, der Ball kam zu spät zu Punter Pauls, wurde geblockt und von Phoenix an der Goalline zum Touchdown getragen.
Wenig später folgte die nächste bittere Szene: Eine Interception an der eigenen 45-Yard-Linie ermöglichte Münster einen weiteren schnellen Score – 14:7 für die Hausherren. Das Momentum war gekippt – und das nicht unverdient.
Phoenix bewies, warum es bis dato die beste Defense der Regionalliga stellte – im Schnitt nur zwölf gegnerische Punkte pro Spiel. Umso wichtiger war es für Minden, noch vor der Pause auszugleichen. Das gelang mit einem sehenswerten Drive, abgeschlossen durch einen Pass auf Fletcher in die Endzone. Pauls verwandelte erneut sicher: 14:14.
Nach dem Seitenwechsel zeigte sich dann nur noch ein Team: Minden. Die Wolves kontrollierten das Spiel, legten drei unbeantwortete Touchdowns nach und dominierten die zweite Hälfte nach Belieben. Fletcher erzielte nach einem Pass über mehr als 30 Yards seinen zweiten Touchdown, die Defense stoppte Phoenix ein ums andere Mal konsequent. Der Widerstand der Gastgeber schien spätestens gebrochen, als Tobias Pauls persönlich zum „gelobten Land“ aufbrach und den nächsten Touchdown markierte.
Im Schlussviertel durfte dann auch Backup-Quarterback Fabrice Steinbach Spielpraxis sammeln – und nutzte seine Chance. Ein weiter Pass auf Fletcher brachte den Ball bis an die 20-Yard-Linie, von dort vollendete Sven-Philipp Niermeier per energischem Lauf zum fünften Touchdown. Nach dem letzten PAT hieß es 35:14 – der Schlusspunkt in einer eindrucksvollen Aufholjagd.
Der letzte Drive der Wolves, der sie nochmals bis kurz vor die Redzone brachte, wurde nicht mehr ausgespielt. Stattdessen kniete das Team fair ab – ein sportliches Zeichen zum Abschluss einer dominanten zweiten Halbzeit.
„Jetzt warten noch die beiden Spiele gegen die Kölner Teams auf uns, bevor es in die Sommerpause geht. Unser Ziel bleibt, mit besten Voraussetzungen in die Heimspiele gegen Essen und Münster zu gehen – und am letzten Spieltag in Bielefeld vielleicht sogar ein echtes Endspiel um den Titel zu erleben“, blickt Headcoach Gamble optimistisch voraus.
Verfasser und verantwortlich für den Inhalt: Volker Krusche - Minden Wolves (redaktionell geändert)
- Zugriffe: 240