Phil Gamble gilt bei den Minden Wolves als Vater des sportlichen Erfolgs. Doch in der historischen Saison 2025, die mit dem Aufstieg in die GFL2 ihren Höhepunkt fand, spielte noch ein Zweiter eine entscheidende Rolle: Quarterback Zachary Cavanaugh. Der 39-jährige US-Amerikaner war einer der Garanten für den Titel in der Regionalliga West – und für den Sprung in die 2. Bundesliga.
„Zack“ Cavanaugh war für die Wolves-Offense ein Glücksfall - Foto: Oliver Jungnitsch
„In diesem Jahr haben wir Zack unglaublich viel zu verdanken“, sagt Sportdirektor Volker Krusche. Headcoach Phil Gamble wird noch deutlicher: „Ohne ihn wären wir definitiv nicht aufgestiegen!“ Ausschlaggebend für Cavanaughs Wechsel von Berlin nach Minden war seine Freundschaft mit Gamble, mit dem er 2015 gemeinsam bei den Paderborn Dolphins spielte. Den Schritt in die Provinz hat er nie bereut.
„Nach dem Ende meiner Tätigkeit bei den Berlin Adlern waren es die Wolves, die mir eine Chance gegeben und mich mit offenen Armen empfangen haben“, sagt Cavanaugh. „Dafür bin ich den Verantwortlichen nach dem Spießrutenlaufen an der Spree unglaublich dankbar. Hier hat man an meine Fähigkeiten geglaubt und mir das Gefühl gegeben, ein wichtiger Teil des großen Ganzen zu sein.“
Wie ehrlich diese Worte sind, zeigte sich im entscheidenden Regionalligaspiel in Bielefeld. Nach dem Abpfiff ließ Cavanaugh seinen Emotionen freien Lauf. Der Mann, der vor 13 Jahren aus den USA nach Deutschland kam, in seiner Karriere über 32.000 Passing- und mehr als 9.000 Rushing-Yards sowie über 420 Touchdowns – davon mehr als 320 per Pass – erzielte, kämpfte mit den Tränen. Immer wieder war ein leises „Danke, danke für alles“ zu hören.
Hinter Cavanaugh lag eine bewegte Zeit. Nach erfolgreichen Jahren als Quarterback und Trainer bei verschiedenen Clubs endete seine Tätigkeit als Headcoach der Berlin Adler 2024 abrupt, nachdem sich der Traditionsverein aus der GFL1 zurückzog. „Seitdem wurde ich für alles, was passiert war, als Sündenbock abgestempelt“, erinnert sich Cavanaugh. „In Minden interessierte diese Vorgeschichte niemanden. Man vertraute mir – und genau das macht diesen Verein so besonders. Hier konnte ich Football wieder leben.“
Auch in Minden war der Druck groß. Die Wolves hatten ehrgeizige Ziele – selbst als Aufsteiger. Doch Cavanaugh wusste, worauf er sich einließ, und erfüllte die Erwartungen voll und ganz.
„Wir hatten über längere Zeit Probleme mit unserer Offense“, sagt Gamble. „Mit Zack änderte sich das grundlegend. Unser Angriff wurde plötzlich unsere größte Stärke.“
Cavanaugh lenkte das Spiel der „Wölfe“ nicht nur mit all seiner Routine als Quarterback, sondern übernahm zugleich die Aufgaben des Offense-Coordinators und Quarterback-Coaches. „Zum ersten Mal in unserer noch jungen Geschichte hatten wir überhaupt einen Quarterback-Coach“, betont Krusche. „Als Coordinator forderte er viel von seinen Spielern – und die folgten ihm. Das spiegelte sich am Ende auch auf dem Scoreboard wider.“
Inzwischen steht für den in Boston geborenen Football-Routinier das nächste Kapitel an. „Wir wissen, dass Zack jetzt in Berlin ein eigenes Projekt aufbauen wird. Dafür wünschen wir ihm von Herzen viel Erfolg – gerade, weil ihm dort ein rauer Wind entgegenschlägt“, sagt Krusche.
Cavanaugh startet mit „The Programm“, einer Football-Sparte des SV RW Viktoria Mitte, mitten im Herzen Berlins neu durch. Ein bisschen Wehmut bleibt allerdings:
„Wir hätten in der GFL2 sehr gern weiter mit ihm zusammengearbeitet“, so der Mindener Sportdirektor.